Über 3 Monate auf einer Rinderfarm in BC

An der Autobahn… Genau dort wurden wir von von unserem vorherigen Gastgeber Mark rausgeschmissen. Und das wollten wir auch so. Er hätte uns bestimmt auch wieder nach Edmonton gefahren, aber die Busse/Züge und Flugzeuge dorthin hätten schon so viel gekostet, dass ich den Vorschlag gemacht hatte, dass wir einfach trampen. Benni war nach kurzem hin und her auch damit einverstanden. Ich habe also morgens noch ein Schild gebastelt mit Prince George (600km), Williams Lake (300 km) und Anahim Lake (300km) wo wir aktuell sind. Unser erstes Zwischenziel war also Prince George. Da Mark mal wieder nicht in die Gänge gekommen ist, konnten wir auch erst um 11 mit unserer Tour starten. Wir warteten circa 2 Stunden an der Autobahn. Es kamen so viele Autos vorbei, aber keiner wollte uns mitnehmen. Aber nach 2 Stunden hat endlich jemand angehalten. Herman war gerade auf dem Weg nach Hause von seinem Job und war so nett uns für 90 Kilometer mit zu nehmen. Besser als nichts. Hermann hatte uns sogar noch paar Kilometer weitergefahren, sodass wir bessere Möglichkeiten auf eine Mitfahrgelegenheit haben. Hier in Edson haben wir dann dann 20 Minuten gewartet, bis das nächste Auto angehalten hat. Earni hatte uns schon in Edmonton gesehen und war gerade am umdrehen um uns mitzunehmen, aber da waren wir schon weg… 🙂 Jetzt hatte es geklappt und er hat uns ein gutes Stück mitnehmen können. 312 Kilometer konnte er uns mitnehmen. Zusammen fuhren wir durch den schönen Jasper Nationalpark / Rocky Mountains – ein Highlight in Kanada. Er kannte sich auch sehr gut aus in der Gegend (er wandert in seiner Freizeit viel) und hat sogar ein paar Stops an tollen Plätzen gemacht, um uns ein bisschen was von Kanada zu zeigen. Um 17:30 wurden wir dann in MC Bride rausgelassen, ein kleiner Ort in BC. Von hier aus hatten wir noch circa 200 km vor uns… Und es war schon spät… hatte leider nicht mehr so viel Hoffnung, da das trampen in BC zusätzlich auch verboten ist – es gibt auch Strafen für die Fahrer, wenn sie einen mitnehmen. Nach über einer Stunde kam ein netter Typ aus dem Dorf, der meinte, dass er uns ans andere Ende der Stadt fährt. Alle Autos die dort entlang fahren, fahren nach Prince Geroge. Er meinte, dass er früher auch oft getrampt ist, als er noch kein Auto hatte. Er meinte auch zu uns, falls uns keiner mit nimmt, dass er uns wieder abholt und zurück nach MC Bride fährt, damit wir dort im Hotel schlafen können. Super lieb von ihm :). Hier standen wir also nochmal eine gute Stunde, bis ein junges Mädel angehalten hat, um uns bis zu unserem Ziel Prince George mitzunehmen 🙂 Christin war das WE mit ihren Schwestern beim wandern in den Rocky Mountains und war gerade auf dem Weg nach Hause. Sie war auch so nett, dass sie uns eine Hotelempfehlung in Prince George gegeben hat und auch direkt vor dem Hotel rausgeworfen hat. Kur vor halb 9 abends sind wir dann an unserem Hotel angekommen 🙂 Abends hatte mich Benni dann noch zum Essen eingeladen. Ziemlich k.o. sind wir dann abends in Bett gefallen 🙂

Am nächsten Tag wollten wir wieder bei Zeiten los. Erstmal gingen wir beide duschen, um die Vorurteile gegenüber Tramper aufzuheben 😛 und schon waren wir gegen 09:00 wieder startklar. Es war echt viel Verkehr, aber keiner wollte uns so wirklich mitnehmen… Doch dann hat mal wieder ein Auto gehalten. Broome hatte uns nicht lange mitgenommen, wollte uns aber an einem besser Ort rauslassen. Die Fahrt ging circa 10 Kilometer. Wir haben noch einen kurzen Stop bei Tim Hortons drive in (sowas wie MC Donalds) gemacht. Er hat für meinen Kaffee mit den Worten „welcome to canada“ gezahlt. Fand ich richtig süß. An unserem besseren Platz stadtauswärts haben wir dann nochmal ein bisschen gewartet. Es hat schon eine Weile gedauert, aber dann kam mal wieder ein Auto angefahren. Leider hatte uns dieser nicht mitgenommen, da er gleich um die Ecke wohnt, aber er hatte gerade Frühstück von Tim Hortons für einen Obdachlosen geholt, der wohl ein paar Tage lang hier an der Straße gewohnt hat, ihn aber nicht mehr finden konnte. Somit hat er uns das „Frühstück“ gegeben. Ein Burger, Pommes und eine kalte Cola – genau das richtige für unsere Low Budget Reise nach Anahim Lake 😉 Wir hatten jetzt erstmal keine Eile und haben in Ruhe „gefrühstückt“. Aber bereits nach 20 Minuten rief uns ein Autofahrer von der anderen Seite zu „Ich nehme euch gleich mit, ich geh nur noch schnell tanken!“ Mega geil! Er ist also an uns vorbei gefahren und ist dann nochmal umgedreht um uns dann doch einzusammeln. Jacob hat uns bis nach Williams Lake mitgenommen. Das waren rund 240 Kilometer. Er war auf dem Weg nach Hause (er arbeitet auf Montage) und hatte noch einiges an Kilometern vor sich. So hatte er für eine Teilstrecke wenigstens schon mal ein bisschen Unterhaltung. Wir haben unterwegs sogar einen Bären gesehen, richtig coole Erfahrung. Die Tankstelle, an der er uns dann in Williams Lake gegen halb 2 rausgeschmissen hat, war allerdings nicht so optimal zum trampen. Außerdem war es sooo heiß, dass ich einen Sonnenbrand im Gesicht bekommen habe… Wir haben uns dazu entschieden ein kleines Stück stadtauswärts zu laufen. Ganz schön anstrengend bei den heißen Temperaturen und dem schweren Gepäck. Die Straße, wo wir dann angekommen sind, führte über einige Orte weiter nach Anahim Lake – wo wir ja hinwollten. Um 15:00 dann endlich ein Auto, dass uns mitgenommen hat. Lennard war schon ein komischer Typ und wir hatten kurz überlegt nicht mitzufahren, aber hatten auch keinen Bock mehr noch länger in der Sonne auf ein anderes Auto zu warten. Benni kann ja boxen und ich saß hinten mit meinem schweizer Taschenmesser – für den Fall der Fälle. Er konnte uns leider auch nur rund 100 Kilometer mitnehmen, aber besser als nichts. Lennard hatte viel erzählt und meinte auch, dass er mal schwerst drogenabhängig war. Ich glaube das war er immer noch 😀 Er hat auch ein paar mal angehalten um uns die Gegend zu zeigen, was echt lieb von ihm war. Als er aber gefragt hatte, ob er uns noch sein Haus zeigen soll, meinten wir einfach, dass wir keine Zeit haben. Vielleicht war er nur gastfreundlich oder hatte was anderes vor – wir wissen es nicht 😀 Er hat uns ein paar Kilometer stadtauswärts an einem Campingplatz rausgeschmissen. Naja es war wirklich nur ein Platz, wo man campen kann… ohne Rezeption – einfach ein Stück Wald und ein Plumpsklo. Er meinte, dass wir ja da schlafen können, falls wir nicht weiter kommen, aber dass wir kein Zelt dabei haben, daran hat er wohl nicht gedacht :D. Egal… Wir waren optimistisch und haben gehofft, dass wir noch weiter kommen.

Wir waren hier schon wirklich sehr abgelegen. Es sind pro Stunde vielleicht 10 Autos vorbei gefahren… :-/ alles nicht so günstig und die Zeit saß uns im Nacken. Um kurz vor halb sechs dann die „Erlösung“. Ein Auto hat an der gegenüberliegenden Seite (Einfahrt zum „Campingplatz“) angehalten und wir sind direkt rüber und haben uns bedankt. Wir fragten direkt, ob sie bis nach Anahim Lake fahren und etwas irritiert meinten sie, dass sie das nicht wüssten und haben auf dem Handy nachgeschaut. Wir haben uns direkt gut verstanden und die beiden meinten, dass sie nur angehalten haben um den „Canyon“ zu sehen, welcher hier angeschrieben war, also gar nicht mal wegen uns 😀 aber da die beiden nach Bella Coola wollten, mussten sie eh durch Anahim Lake fahren und haben uns mitgenommen. Wuhuu! 🙂 Jackpot! Wir hatten eine sehr lustige Fahrt mit den beiden. Es waren zwei Geschwister. Sie wohnte in Vancouver und er wohnt in Melbourne <3. Die beiden waren sogar so nett, uns direkt vor die Farm zu fahren, trotzdem, dass die letzten 25 Kilometer auf einer Sackgasse und Schotterweg waren. Das war wirklich sooooo sooooo lieb von den beiden 🙂 Um circa halb 9 sind wir dann auf der Farm angekommen – direkt vor der Tür. Debbie, die Chefin kam ans Fenster und schaute etwas verwundert und konnte wohl noch nicht so ganz glauben, dass wir das sind und vor allem, dass wir bis vor die Farm gefahren worden sind. Die beiden Geschwister meinten noch, dass wir Bescheid geben sollten, falls das komische Arbeitgeber sind, dann nehmen sie uns auf dem Rückweg direkt wieder mit 😀

Unser erster Eindruck von Debbie und Dave war „ok“ sagen wir mal. Die beiden sind ziemlich zurückhaltend. Wir kamen in die etwas altmodische und chaotische Wohnung. Debbie war aber so lieb und hat uns noch schnell was zu essen gemacht und hat sich zu uns mit an den Tisch gesetzt. Dave saß mit seinem iPad im Wohnzimmer auf seinem Sessel. Es war also wenig Interesse seinerseits, da er sich auch nicht wirklich am Gespräch beteiligt hat. Debbie hatte jedenfalls gut gekocht. Wir waren nicht mehr all zu lange wach und durften die Nacht dann im Gästezimmer schlafen. Am nächsten Tag haben wir circa bis 8 geschlafen. Debbie hatte schon frühstück für uns gemacht – Oatmeal. An unserem ersten „Arbeitstag“ durften wir unser neues Zuhause für die nächsten 3 Monate anschauen. Es ist ein Container im Hof (das wussten wir vorab). Wir haben uns aus den 4 Zimmern eins ausgesucht und haben es für unsere Standards eingerichtet. Benni hat sich auch ein eigenes Sportzimmer eingerichtet. Auch hier ist alles alt und heruntergekommen, aber für 3 Monate ok. In Nepal hatten wir weitaus schlimmere Unterkünfte 😉 Wir haben zwei Matratzen aufeinander gelegt, was unser Bett war, es gibt 2 eingebaute Kleiderschränke und einen Tisch mit Stuhl. Ein kleines Regal habe ich noch aus dem anderen Zimmer geholt, sodass wir mehr Ablagefläche haben. Danach haben wir unser Bett bezogen und das Zimmer eingeräumt. Wir haben weder Bad noch Küche hier. Gegessen und geduscht wird im Haupthaus. Für nachts gibts es ein Plumpsklo auf dem Hof, falls die beiden schon schlafen und außerdem wollten wir auch nichts abends nochmal durch deren Wohnzimmer laufen um aufs Klo zu gehen. Debbie und Dave haben eine ziemlich große Farm, also ein eigenes Grundstück (und auch einen großen Teil von dem Dorf gemietet, auf dem die Kühe im Sommer grasen dürfen) mit rund 750 Kuh/Kalb Paaren. Die Kälber bleiben nämlich einige Zeit bei ihren Mamis, bevor sie getrennt werden. Zudem hat er rund 55 Schafe, 3 Pferde, 2 Hunde, einige Bullen und Stiere, 2 Hühner und mittlerweile auch eine Katze. Die beiden Hunde sind zuckersüß und so richtige Arbeitshunde. Puff ist dafür zuständig das Haus zu bewachen und Beaner hilft oft beim Kühe eintreiben. Hier auf der Farm arbeiten auch noch Josh und Meg. Die beiden kommen aus Südafrika und wollten einfach weg von dort. Als hellhäutige dort zu leben, scheint wohl ziemlich gefährlich zu sein. Josh ist zum Beispiel nie ohne seine Waffe aus dem Haus gegangen. Das kann man sich bei uns gar nicht vorstellen. Die beiden sind schon ein Jahr hier und müssen noch ein Jahr arbeiten, bis sie die Aufenthaltsgenehmigung für Kanada bekommen. Nach 4 Jahren können sie dann die kanadische Staatsbürgerschaft annehmen. Anfangs waren die beide noch ein bisschen schüchtern, sind aber mit der Zeit gut aufgetaut. Kanada war auch das erste Land, welches sie jemand bereist haben. Für uns unvorstellbar.

Hier zeige ich euch direkt noch die Bilder von den Tieren, die hier mit uns leben 🙂

Nachmittags ging es für uns dann auf die Felder zum Traktor fahren. Wir beide wurden direkt in kaltes Wasser geschmissen. Ich bin erst ein paar Runden mit Dave gefahren. Erklärt hat er mir fast nichts. Er hat nur ein paar Witze und Stories erzählt bis er mich dann fragte „Nächste Runde fährst du?“ Ok, alles klar. Dave ist natürlich mit mir mit gefahren. Meine Aufgabe war es zu Schwaden zu machen. Also das geschnittene Gras zu einem Haufen zu rechen. Hat auch relativ gut geklappt, auch wenn ich anfangs noch ein bisschen unsicher war. Die Felder hier sind auch so unglaublich schlecht. Ständig kommt ein Stein, dem man ausweichen muss, es gibt viele Hügel und Löcher. Dave sagt immer, dass wir niemals irgendwo anderes so schlechte Felder haben werden wie bei ihm 😀 Benni ist in der Zwischenzeit dann mit Debbie im Traktor gefahren. Er hat sich auch sehr gut angestellt, obwohl er fast keine Erfahrung mit Traktoren hat. Aber Benni kann eigentlich alles fahren, was einen Motor und mehr als ein Rad hat 😉 Das war tatsächlich für 6 Wochen unser Alttag. Morgens also immer aufstehen und zum Haupthaus zum frühstücken, fertig machen, sich eine Kühlbox mit Essen und Trinken packen und dann zu den Feldern fahren. Traktor tanken, schmieren, Fenster putzen,… was eben so anfällt und dann den ganzen Tag mit dem Traktor im Kreis fahren. Musik konnte man leider nicht zu laut hören, denn man muss auch darauf achten, dass man keinen Stein auslässt, denn die muss man ja umfahren. Ziemlich monoton, aber dennoch hat es mir irgendwie gefallen. Benni hat mit dem Chef die Felder geschnitten, Debbie, Meg und ich haben „gerecht“ und Josh ist mit dem Baler gefahren, also der Maschine, die dann die Heuballen macht. (Sorry an all die Traktorexperten, aber ich kenne die deutschen Wörter dafür nicht :D) Oftmals war ich aber an der Maschine, die Heuballen in Plastik gewickelt hat und manchmal musste ich mit den anderen mit einem Anhänger die Heuballen aufspießen, auf meinen Anhänger laden und and den Lagerplatz fahren. Das ging dann so bis Mitte November weiter. Debbie und Dave waren sehr zufrieden mit uns von Tag 1, sodass wir schon beim ersten Gehalt nicht das Anfängergehalt bekommen haben, sondern direkt das volle. Das hat uns natürlich beide sehr gefreut 🙂

Wir haben fast jeden Tag 10/11 Stunden gearbeitet. Nach dem Arbeiten ging es dann zurück ins Haus, wo ich mich mit Debbie dann um das Abendessen gekümmert habe. Debbie kocht zum Glück sehr sehr gut und es gibt natürlich auch viel Rindfleisch & Lamm und ab und zu mal Schwein oder Hähnchen. Es gibt hier übrigens 3 große Gefriertruhen, gefüllt mit Brot, Fleisch, Nüssen und einiges an Obst und Gemüse – vorwiegend aus dem eigenen Garten. Beim Kochen war ich meistens für den Salat zuständig. Debbie hat einen Gemüsegarten, wo sie unter anderem auch den Salat selbst angepflanzt hat und ganz viel anderes Gemüse & Erdbeeren. So möchte ich das später auch mal haben :). Oftmals gibt es auch einen leckeren Nachtisch oder sie backt Kekse oder anderes. Die Verpflegung ist hier also echt sehr gut – ganz anders wie bei Mark 😀 Es gibt immer Gemüse und Obst. Debbie weis, was wir mögen und bringt das auch oft extra für uns vom Einkaufen mit (z.B. meine Lieblingsschokolade, Erdbeeren, als wir keine mehr im Garten hatten, Himbeeren, Gurke,..) Für Benni hatte sie immer Paprika gekauft, weil er die gerne zu seinem Sandwich ist und auch Bananen. Man muss schon sagen, dass Debbie gut auf uns geachtet hat und geschaut, dass es uns gut geht. Morgens haben wir immer Joghurt gegessen, auch hier hatten wir eine bestimmte Marke, die wir gegessen haben, die sie immer für uns gekauft hat. Zum Joghurt gab es dann Obst, Haferflocken und verschiedene Nüsse. Geizig waren die beiden echt nicht. Auch für unsere Lunchbox gab es immer frische Cherry Tomaten, Karotten, Salat, Resteessen, Nussriegel,… Wir durften alles nehmen, was wir wollten und es hat auch nie jemand was gesagt. Hier mal ein kleiner Einblick von den Köstlichkeiten der letzten Zeit 🙂 Ach… Ich durfte natürlich auch die Küche benutzen, wenn ich mal Lust zu backen hatte. In mein Brot war Debbie echt verliebt 😉 Habe aber auch mal Muffins, Mouse au chocolate, etc. gemacht.

Mit Dave habe ich wenig zu tun. Beide sind nicht einfach um mit ihnen zu arbeiten. Debbie ist wie ein anderer Mensch, wenn sie beim arbeiten ist. Sie ist kontinuierlich schlecht gelaunt, gibt patzige Antworten (über Funk, wir haben ja kein Empfang hier auf den Feldern), aber gegen Feierabend und vor allem nach der Arbeit ist sie sehr nett und man kann wirklich gut mit ihr lachen. Dave ist sehr, sagen wir mal „effizient“. Alles muss schnell gehen zudem hört und sieht er schlecht, was Sachen manchmal komplizierter macht. Ohne seine Hörgeräte ist er schlicht weg taub. Er kann nicht mal kurz auf jemanden warten, vergisst immer irgendwelche Sachen, weil er Hals über Kopf das Haus verlässt und stolpert öfters mal. Naja. Benni muss sich da hauptsächlich mit abfinden, aber der sagt es ihm schon, wenn was nicht passt. Die beiden essen abends auch zu 99% in ihren Sesseln, was wir beide sehr schade fanden. Zudem ist Dave ständig, also wirklich ständig, sobald er ins Haus kommt, an seinem iPad. Nur manchmal lacht er, steht auf und zeigt uns einen lustigen Text oder ein Bild, was er irgendwo auf Facebook gefunden hat. Naja… Richtig warm bin ich mit ihm nie geworden, aber das muss ja auch nicht. Jedenfalls sind wir froh, dass wir mittlerweile mit der Arbeit dort fertig sind.

Übrigens gibt es hier bei uns im Dorf (30 Minuten Fahrt, einfach) auch eine Mülldeponie, wo wir unseren Müll hinbringen müssen. Was die da eingerichtet haben, ist richtig cool! Es gibt ein „Share shed“ und da kann man alles rein legen, was noch zu gut zum wegschmeißen ist. Also Haushaltsware, Klamotten, Spiele,… finde ich eine richtig tolle Idee. Und manchmal findet man da auch echt richtig coole Klamotten! Jedenfalls habe ich dort echt ne fette Ausbeute gemacht. Viele Sachen habe ich dort zum arbeiten angezogen, andere waren zu schön, dass ich sie nur in meiner Freizeit (wenn wir die dann mal hatten) an hatte. Ich habe mich immer mega gefreut, wenn wir Müll wegbringen musste. Vielleicht so alle 1 1/2 – 2 Wochen, denn Debbie hat mich immer mitgenommen. Dann war wieder Zeit für „Anahim shopping mall“ 😀 Einmal gab es sogar eine Reisetasche, welche ich mir direkt geschnappt habe. Wir nehmen nämlich einen großen Teil unsere Arbeitsklamotten und von den guten Klamotten mit nach Australien – haben eh 46 Kilo Gepäck pro Person.

Debbie und Dave haben uns auch immer mitgenommen, wenn es mal was zu feiern gab. Also zu Freunden z.B. und haben auch immer gefragt, ob wir mit wollen. Einmal waren wir mit bei einer Freundin von Debbie. Ihr Name ist Carmen und sie ist eine echte Sammlerin! Sie fährt fast täglich zur Mülldeponie um zu schauen, ob es was gibt. Bei ihr stapelt sich der Schrott, im Haus, sowie vor dem Haus. Unglaublich 😀 auch gab es im Oktober eine Oktoberfest bei uns im Ort. Sonja, eine deutsche Köchin hatte dort gekocht. Es gab Schweinebraten, Käsespätzle, Sauerkraut, Brezeln, … Das Essen an sich war o.k., aber laut Benni hätte ich das besser gemacht ;-).

*thanksgiving war einer der wenigen Male, dass wir zusammen am Tisch gesessen haben…

Hier noch ein paar Bilder von der Carmen, damit ihr mal seht, was die alles so hat 😀 ich hätte ihr gerne das ein oder andere Stück abgekauft. Sah aus wie auf einem riesigen Flohmarkt 😀

Nach dem vielen Traktor fahren stand die übliche Farmarbeit an. Wir haben Zäune gebaut, gestrichen, sauber gemacht, Benni hat viel repariert und geschweißt, die Kühe mussten von A nach B getrieben werden, Kühe impfen, kastrieren und branden, Feuerholz machen, ausmisten und zuletzt mussten wir morgens immer die Kühe/Kälber füttern, da die Viecher durch den Schnee nicht mehr viel Gras finden…. Im Prinzip haben wir am Schluss also alles gemacht, was gerade so anstand. Die Tage wurden auch schon kürzer und von sommerlichen 25 Grad ging es in nur 2-3 Wochen runter in die Minusgrade. Eines Tages hatten wir sogar mal -30 Grad! Das war schon echt kalt, vor allem, wenn es dann noch windet oder schneit. Schrecklich. Glücklicherweise hatten wir eine gute Heizung in unserem Zimmerchen 🙂

Was hier noch ziemlich üblich und für uns sehr ungewöhnlich ist, sind die Tiere. Um uns herum ist alles voll mit Bären und Wölfen. Das wird hier alles andere als gerne gesehen, die die Bären und Wölfe greifen die Kühe und Kälber an und fressen sie. Letztes Jahr hatte mein Chef glaube ich über 130 Tiere verloren… Richtig schlimm. Deswegen wurde auch Wolffallen aufgestellt. Sobald Wölfe oder Bären zu nah an unser Haus kommen, dürfen wir sie auch erschießen. Nun ja, unser Chef würde sie auch erschießen, wenn sie weit weg wären… Dann heißt es aber „shoot, shovel and shut up!“ 😉 An unserem letzten Arbeitstag hat uns Dave sogar noch mitgenommen zum schießen. War echt eine coole Erfahrung 🙂 Es war übrigens eine .22 – 250 (für die Leute die sich auskennen) 🙂

Einmal hatten wir sogar frei uns sind mit Meg und Josh zum angeln gefahren. Das war echt richtig cool! Die beiden haben uns erstmal einen Wasserfall in der Gegend gezeigt bevor wir dann weiter zum Angeln/picknicken sind. Es war schon fast mehr picknicken als angeln 😀 und wir haben viel geredet und gelacht 🙂 Wir mochten die beiden echt sehr und haben schon auch ein bisschen Mitleid, dass die noch bestimmt 1 Jahr dort bleiben müssen, um ihre Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen…

Wir hatten Mitte September nochmal 2 Tage frei um mit Debbie und Dave nach Williams Lake zu fahren. Wir mussten unser Bankkonto eröffnen und unsere Steuernummer beantragen. Also an einem Dienstag 4 Stunden zusammen hinfahren und mit ihm zur Kuhversteigerung gehen und durch die ganze Stadt fahren, weil er dort und dort noch was braucht und am nächsten Tag um 9 auschecken und mit uns da und dort hin fahren, weil er seinen Rest erledigen will… Er ist ja ständig in Eile und wenn wir auch mal was schauen wollte, hatte er immer direkt Druck gemacht und wirklich entspannend konnte wir die 2 Tage nicht, vor allem weil wir am zweiten Tag auch erst wieder gegen 22:00 zu Hause waren. Das war auch das letzte Mal, dass wir freigenommen haben. Die letzten 8 1/2 Wochen haben wir durchgearbeitet… 7 Tage die Woche, über 8 Wochen lang. Ich muss sagen, dass ich echt verdammt froh bin jetzt erstmal 1 1/2 Monate frei zu haben 🙂

Sonst gibts eigentlich gar nicht mehr so viel mehr zu erzählen. Wir sind vor 2 Tagen mit unserem Chef noch nach Williams Lake gefahren und waren dort zusammen frühstücken. Danach bin ich mit Benni ewig in der Stadt gewesen um die Zeit totzuschlagen. Wir sind schon um 04:00 nachts losgefahren und waren um 08:00 in WL. Bis 16:00 ging es also durch die Stadt, in Supermärkte, in Geschäfte, zur Bank,… bis uns Dave wieder abgeholt und mit ins Hotel genommen hat. Er musste danach nochmal weiter, ein Pferd abholen und meinte, dass er um circa um 20:00 wieder da ist. Ich dachte, dass wir dann vielleicht noch ein Bierchen trinken würde, aber von ihm kam gar nichts…. Auch morgens nicht mehr. Wir haben ihn also gar nicht mehr gesehen, was ich sehr schwach fand. Im Nachhinein hat mir Josh aber geschrieben, dass Dave mit Debbie telefoniert hat und gesagt hat, dass er sich nicht verabschieden wollte, weil er Abschiede hasst. Josh meinte auch, dass Dave da emotional werden könnte und das passt natürlich nicht zum Bild eines „starken“ Mannes. Naja 🙂 Wir waren jetzt 2 Tage in Vancouver, morgen geht es mit dem Bus weiter nach Seattle und dann nochmal 3 Tage Vancouver. Ich freue mich auf die Zeit und endlich mal wieder was anderes zu sehen. Und vor allem auf Vietnam, da fliegen wir nämlich am 25ten hin 🙂

Ihr seid jetzt wirklich ALLE wieder up to date 🙂

Ich melde mich in Kürze mit einem weiteren Eintrag.

Alles liebe an euch,
Euer Evchen 🙂

4 Kommentare bei „Über 3 Monate auf einer Rinderfarm in BC“

  1. Hallo Eva 😃
    Echt spannend und abenteuerlich, wie ihr von dort, wo ihr als erstes euer Glück versucht habt nach Anahim Lake gekommen seid. So, wie eine Weltreise sein soll (kann ich natürlich im Nachhinein locker sagen, wenn die Glucke weiß, dass alles gut gegangen ist 🙈😅)
    Das Spannendste im Leben sind ja immer die Menschen, die einen begegnen und in eurem Fall oft richtig interessante und unglaublich tolle Menschen, die euch sehr großzügig mitgenommen haben 😍 selbst Lennard 😂 (was für ein Plan für den Fall der Fälle 🙈😂)
    Und die Bilder von den Rocky Mountains 😍😍
    Wow! Jetzt erst weiß ich, wie „einfach“ der Standard bei euren eigenbrötlerischen (zumindest Dave) Arbeitgebern dort war in der Einsamkeit 😳 und iwie kann man es deswegen Dave nicht wirklich verübeln, dass er so ist, wie er ist 😅
    Kein Wunder, dass ihr jetzt in Vancouver aufblüht 😅
    Aber trotz allen menschlichen Merkwürdigkeiten hat es dort ja echt super geklappt 😊 und RESPEKT!! vor so viel Leistung und Durchhaltevermögen 💪💪
    Ich wünsche euch beiden einen entspannten Aufenthalt in Vancouver und Seattle und wo ihr sonst noch vor Vietnam seid und gute Reise dorthin und viel wohl verdiente faszinierende Erholung dort 🧘‍♂️🧘
    Ich freue mich schon auf den nächsten Bericht 😄

    1. Hallo meine Liebe Lio 🙂
      Danke für deinen lieben Kommentar ☺️ ja, wir sind für alle Fälle bestens vorbereitet – ich Reise immerhin ja mit deinem Sohn 😅 in den Rocky Mountains hätten wir gerne noch eine Wanderung gemacht, aber es gibt noch so viele schöne Orte, wo wir das nachholen können 🙂
      Anahim Lake war schon schön und das Leben mit den beiden auch. Wir können uns nicht beschweren 🙂 wir haben uns wohl gefühlt und sie waren immer nett und haben sich gut gesorgt, auch wenn wir nicht so „connected“ sind – mit ihm jedenfalls nicht 😉

      Es war schon sehr anstrengend die letzten Wochen, vor allem weil wir uns ja auch nicht mehr frei genommen haben, aber im Nachhinein natürlich froh, den einen oder anderen extra Dollar zu haben, den wir hier schön ausgeben können 🙂

      Danke für deine Wünsche! Ich halte dich/euch auf dem laufenden 🙃😘

  2. Hi Evchen!
    Da auf der Farm war es ja nicht grad entspannend und sehr arbeitsintensiv.
    Ich bin ganz stolz auf euch, dass ihr das so gut durchgehalten habt. 👍
    Jetzt könnt ihr euch aufs Weiterreisen freuen und auch auf angenehmere Temperaturen. 😄
    Wenn es dann weitergeht nach Australien wird sich der Garry auch sehr freuen.
    Viel Spaß weiterhin! 😘

  3. Peter Kirchlechner sagt: Antworten

    Hi Eva,
    ich habe mir in den letzten Tagen meine Bildershow von Thailand angesehen, auch unsere schöne gemeinsame Kanutour. Dies hat mich daran erinnert, bei dir mal nachzulesen, wie es bei euch nach Kanada weiterging.
    Aber hier hört dein Blog abrupt auf. Wie geht es euch jetzt, wieder Zuhause?
    Gruß Peter

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