Ja Phnom Phen – Killing fields

Wahrscheinlich seid ihr mit der Geschichte Kambodschas (noch) nicht sehr vertraut. Wahrscheinlich wisst ihr, dass es eins der ärmsten Länder in Südostasien ist, viel mehr vermutlich nicht. Mir ging es ähnlich. Erst seitdem es feststand, dass ich nach Kambodscha gehe, habe ich mich ein wenig in die Geschichte eingelesen und letztenendes die Killing Fields in der Nähe von Phnom Phen besucht und eine Einführung in eine schockierende, traurige und unvorstellbar brutale Geschichte Kambodschas erhalten.

Dieser Besuch verdient es, einen eigenen Blogeintrag zu haben, da es mich so gefesselt und nachdenklich gemacht hat.

Folgende Zeilen sind NICHT durch mich geschrieben, alle Fotos sind jedoch von mir gemacht… 

Kaum vorstellbar, was da alles vor knapp 40 Jahren passiert ist. 1975, als Pol Pot und seine Roten Khmer ganze Städte leerten, Menschen zu Feldarbeit zwangen, Unterricht, Kunst und Religion verboten. Die Errichtung eines kommunistischen Agrarstaates als Idee, Folter, Hunger und Tod als Folge. Innerhalb vier Jahren wurden unter seinem Regime 1.7 – 2.2 Millionen Kambodschaner umgebracht. Das entspricht einem Drittel der Gesamtbevölkerung.

Die jetzigen Jugendlichen in Kambodscha sind die erste Generation seit langer Zeit, die ohne Krieg und Tod aufwachsen darf. Aber die Erinnerungen lasten auch auf ihnen. Jeder hat geliebte Menschen verloren, Eltern die nicht mehr da sind, Großeltern die in den Folterkellern verschwunden sind.

Die Kambodschaner sind ein Volk das nach vorne schaut, sich zum X-ten Mal aufrappelt und weiter geht. Gleichzeitig aber halten sie das Gedenken an die Opfer des Regimes der Roten Khmer lebendig. Was unverzichtbar ist. Unvergesslich sollen die Opfer bleiben.

Bis 1970 war Kambodscha politisch ein stabiles Land, vor allem auch, da König Sihanouk es fertig gebracht hatte, sein Land aus den politischen Wirren des Vietnamkrieges herauszuhalten. Kambodscha war offiziell neutral. Allerdings gewährten sie den Vietcong Zugang zum östlichen Teil Kambodschas, wo auch der bekannte Ho-Chi-Minh-Pfad hindurch führte.

Als Folge davon wurde Ostkambodscha von den USA bombardiert, 2.756.941 Tonnen Bomben wurden von Amerikanischen B-52 Flugzeugen abgeworfen, 200.000 Menschen starben dadurch.

Durch einen durch die USA unterstützen Putsch gelangte der Armegeneral Lon Nol an die Macht, der König blieb im Exil. Kambodscha war, obwohl nicht im Vienamkrieg beteiligt, doch stark davon betroffen und die politischen Wirren wurden immer grösser und durch Unsicherheit, Unwissen und auf der Suche nach Stabilität, haben sich viele Kambodschaner den Roten Khmer angeschlossen. Die Roten Khmer bestanden zu dieser Zeit vorwiegend aus bildungsfernen Landbewohnern, die den Versprechen von genügend Essen und einem besseren Leben noch so gerne glaubten.

Lon Nol verlor an Macht, bis 1975 die Roten Khmer mit einem Heer von größtenteils Kindersoldaten in Phom Penh einmarschierten. Anfangs bejubelten die Einwohner der Stadt die Ankunft der Roten Khmer, was sich aber innerhalb kürzester Zeit legte, da Pol Pot seine Schreckensherrschaft errichtete.

Pol Pot war das Oberhaupt der Roten Khmer, Bruder Nummer 1. Er hat in Frankreich studiert und hing schon als junger Mann den kommunistischen Ideen an. Für die Armut in Kambodscha machte er die Unterschiede von Stadt und Land verantwortlich. So ergab für ihn alles ländliche einen Sinn und alles städtische war schlecht. Die Idee vom kommunistischen Agrarstaat war geboren.

Innerhalb drei Tagen war Phnom Penh menschenleer. Auch in allen anderen Städten des Landes wurden die Einwohner gezwungen ihre Unterkunft zu verlassen und auf dem Land zu Leben. Das bedeutete Märsche von zum Teil mehreren Monaten, wobei vor allem Alte und Kinder an Erschöpfung oder Unterernährung starben.

Pol Pot und die Roten Khmer waren paranoid. Überall sahen sie Feinde. Wer einer Fremdsprache mächtig war, war Feind des Regimes. Wer religiös war, war Feind des Regimes. Wer Arzt, Lehrer, Anwalt oder Musiker war, war Feind des Regimes. Überhaupt wer einigermaßen gebildet war. Wer lesen konnte, war Feind des Regimes. Es genügte schon eine Brille zu tragen, um als Feind des Regimes zu gelten. Alle die eines dieser „Kriterien“ erfüllten, wurden verhört und getötet bzw. zum S-21 Gefängnis gebracht, wo sie erst gefoltert und letztendlich auf den Killing fields ermordet wurden. 

Wer die Hölle im S-21 Gefängnis überlebt hat, wurde schließlich auf den Killing Fields umgebracht. In der Nacht wurden die Gefangenen etwas außerhalb von Phnom Penh gefahren und wurden dort umgebracht.

Dazu ertönte immer laute Musik, gemischt mit dem Knattern der Dieselgeneratoren, damit die ankommenden Häftlinge die Schreie derer nicht hörten, die gerade umgebracht wurden. Getötet wurde mit Hammer, Axt und sonstigen Geräten. Schließlich sollte keine wertvolle Munition verschwendet werden. Manche waren noch nicht einmal richtig tot, als sie in die Massengräber gestoßen wurden.


In den Massengräbern kann man noch heute Knochenreste oder Reste von Kleidungsstücken aus dem Boden ragen sehen. Bei starken Regenfällen werden regelmässig Knochenreste hervorgespült.

gefundene Kleidungsstücke, welche alle 2-3 Monate von den Mitarbeitern aufgesammelt wird.

Das unvorstellbare Grauen gipfelt sich beim „Killing Tree“. Als dieser Baum gefunden wurde, klebt noch Gehirnmasse, Haare und Blut daran. Die Babys und Kleinkinder wurden an den Füßen gepackt und mit dem Kopf an den Baumstamm geschlagen, bis sie tot waren.


Bei den Killing Fields steht heute eine schöne Gedenkstupa, die all jene Ehren soll, die unter diesen schrecklichen Umständen ums Leben gekommen sind. Sie ist auf sieben Ebenen gefüllt mit den Schädeln derjenigen, die in den Massengräbern auf den Feldern gefunden worden sind. Alljährlich findet hier eine grosse Zeremonie gegen das Vergessen statt.


Bedrückt, nachdenklich und traurig habe ich am Ende des Nachmittags diesen Ort verlassen…

Alles Liebe

Eva ❤️

Ein Kommentar bei „Ja Phnom Phen – Killing fields“

  1. Jeetje Eva! Ik wist dat de communisten daar hadden huisgehouden, maar niet dat t zo wreed was gegaan…. en dat door iemand die in Parijs gestudeerd had en dus alle Westerse vrijheden had gezien… kan me voorstellen dat dit je enorm raakt als je het van zo dichtbij ziet….

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